Der bedeutende Landschaftsmaler Louis Gurlitt (1812 – 1897) hat diesen besonderen Ort an der späteren Elbchaussee an deren tiefster Stelle, der Flottbekmündung, um 1860 in einem Gemälde festgehalten (siehe unten). Hier war immer geschäftiges Treiben. Auf seiner Holsteinischen Landtafel von 1588 hat Daniel Frese die Flottbeker Brücke dargestellt und beim jetzigen Wesselhoeft-Teich die Nienstedtener Wassermühle, die im 18. Jahrhundert durch eine Windmühle ergänzt wurde. Da im aufblühenden Blankenese des 17. Jahrhunderts die Plätze für die Fischer nicht mehr ausreichten, wurde ausgewichen ins Dockenhudener Mühlenberg und zur Nienstedten/Flottbeker „Düvelsbrugg“. Auf den amtlichen topografischen Plänen und Karten stand bis in die 1970er Jahre: Teufelsbrücke; die HADAG und HHA haben in den 1950er Jahren ihre Haltestellen Teufelsbrück genannt, was nun amtlich wurde.

Um 1700 ist auch ein Strand-Vogt bezeugt. Es gab zwei Schiffswerften. Als 1716 Peter Nagel das Anwesen an der heutigen Elbchaussee, Ecke Baron-Voght-Straße erwarb, erlangte er die Brau- und Krug-Konzession. Das Nagel‘sche Anwesen lag etwas erhöht über der niedrig gelegenen oft überschwemmten Straße und war gesichert durch die steinerne Stützmauer. Lange Zeit vor Gründung der Elbschloss-Brauerei entstand hier eine Brauerei nebst Ausschank. Die Familie Nagel führte diesen Betrieb bis 1858. Der weitere Ausbau zur Großbrauerei “Exportbrauerei Teufelsbrücke AG” erfolgte anschließend durch Charles Ross. Die Gebäude des bereits 1919 von der Elbschloss-Brauerei übernommenen und stillgelegten Betriebes wichen 1969 dem heutigen Parkhaus.

Louis Gurlitt zeigt in seinem Gemälde am linken Rand die höher gelegene Nagel‘sche Lindenterrasse, Gäste genießen den Blick auf die Elbe. Die belebte sandige „Elbchaussee“ verschwenkt weiter als heute nach Norden; die Häuser 302, 310/312 und 316 lagen direkt an der Straße und sind auf dem Gemälde nicht sichtbar. Haus Nr. 302 war Sitz der Heitmann‘schen Schiffswerft, deren Helling hinter der stadtwärts fahrenden Kutsche erkennbar, aber außer Betrieb ist. Die steinerne „Teufelsbrücke“ liegt versteckt hinter Gebüsch. Im Mündungspriel der Flottbek liegt ein Segelkahn. Wo die Straße steil zum Teufelsbrücker Berg ansteigt, ist das Dach der Gaststätte zum Bäcker Soltau zu erkennen. Auf dem bewaldeten Berg sind Vorgängerbauten des späteren Parkhotels Teufelsbrück wahrnehmbar.

Das Vorland zur Elbe war Wiesen und Strand, eine Gänseherde weidet dort. Dieses Vorland war fiskalisch und nach 1867 hatte der Preußische Staat die Absicht, dieses für lndustrieansiedlung zu verkaufen. Die Landhausbesitzer protestierten, und nach langen Verhandlungen wurde erreicht, daß hier der kommunale Hafen der Gemeinden Nienstedten und Klein Flottbek gebaut werden konnte. Die Landhaus- und Villenbesitzer ermöglichten die Finanzierung. 1889 wurde der Hafen in Betrieb genommen.  

Louis Gurlitts Teufelsbrück-Gemälde hängt im Altonaer Museum in der Landschafts-Galerie.

(Der Heimatbote 04/2003/HC)

Die Wette von Teufelsbrück

Klein Flottbek an der Elbe liegt, / hatt’ keine Brücke abgekriegt.

Im Dorfkrug fiel der Ratsbeschluss: / ´ne Landungsbrück´ ans Ufer muss.

Der Brückenbauer Appelsteert / ging an die Arbeit hochgelehrt.

Nur Flottbeks Brücke, so ein Pech, / die sackt´ ihm immer wieder weg.

Da stieg der Teufel Luzifer / an Land und sprach: „Ich helfe Dir.

Doch wer zuerst die Brück´ betritt, / muss dafür in die Hölle mit.“

Der Brückenbauer Appelsteert / hat einverstanden sich erklärt.

Und, siehe da, die Brücke hielt / und wurde nicht mehr weggespült.

Dann sollt´ Eröffnungsfeier sein, / und ganz Klein Flottbek fand sich ein.

Ein jeder wollt´ zur Brück´ hinauf / und stellt´ sich in der Schlange auf.

Der Pastor mit dem Landrat stritt: / Wer tut den ersten Ehrenschritt?

Da huschte plötzlich, so ein Glück – / ein kleiner Hase auf die Brück´!

„Pfui“, schrie der Teufel, welch Betrug – / von Flottbek habe ich genug!“

Er stampfte mit dem Pferdefuß / und sprang kopfüber in den Fluss.

Der Teufel in der Elb´ verschwand, / die Brück´ ward Teufelsbrück genannt.

Nur etwas Schwefel blieb zurück, / d`rum stinkt es so bei Teufelsbrück.

(Der Heimatbote 04/2007/GW)

Eine Hafenidylle an der Elbchaussee

Ein Bericht über die Geschichte des damaligen SCU Heimathafens Teufelsbrück von Uwe Koopmann (Auszug)

Schon wenige Jahre nach der Gründung des Segelclubs Unterelbe (SCU) am 30. Oktober 1929 durch Walter Anthes, Gustav Ettler und Ernst Wenthien wurde Robert Krümmel im Jahre 1933 die Genehmigung für eine Bootslagerung und -vermietung vom Hafenamt Altona erteilt. Diese Genehmigung beschränkte sich nur auf die Hälfte der Hafenfläche in Teufelsbrück, da zu der Zeit noch reger Lade- und Löschbetrieb an der nördlich liegenden Kaimauer herrschte. Mit einfachsten Mitteln begann Onkel Robert, wie ihn damals alle liebevoll nannten, die ersten Schlengel zu bauen. Das Baumaterial fischte er zum Teil aus der Elbe oder er sammelte es am Strand zusammen, denn Holz von der gegenüber auf Finkenwerder liegenden Werft und den vielen anderen im Hafen liegenden Betrieben gab es nach jeder Ausdockung und jedem Stapellauf genug zu finden.

Im Jahr 1936 kaufte er die 1857 für den Norddeutschen Lloyd als Schleppkahn Nr. 16 gebaute „Quarta“. Das Schiff, das auf den Namen „Vater Jahn“ umgetauft wurde, baute der gelernte Tischler aus, und er brachte hier die vielen Nienstedtener und Flottbeker Paddler mit ihren Booten unter. Für die Boote gab es eine Stellage an der Bordwand, und am vorderen und hinteren Teil des Leichters gelangte man über ein paar Stufen zu den abschließbaren Schapps, die jeder der Paddler gegen eine Gebühr mieten konnte. Westlich der Vater Jahn lag eine alte Holzschute, auf der am östlichen Teil die Werkstatt und gegenüber das Kontor und ein Schleppdach zum unterstellen für Fahrräder der Werftarbeiter errichtet war (Gebühr 35 Pf/ Woche).

Richtig an zu existieren fing der Hafen erst nach dem Krieg. Das Anlaufen von Lastkähnen war ziemlich zum Erliegen gekommen, und so konnte Onkel Robert das Wassernutzungsrecht erweitern. Die Schlengelanlage wurde ständig erweitert. Als ich 1951 mit dem Enkel von Onkel Robert eingeschult wurde, begann nicht nur mein Leben mit dem Wasser sondern auch der Bau der ersten Kajüte. Die Bewirtung machte die Tochter Käthe Joel. Nach ein paar Jahren war die Kajüte ein beliebtes Lokal an der Küste geworden, und es wurde dann ein Küchenschiff eingeschwommen, um die inzwischen zu eng gewordene Kneipe zu entlasten.

Als Onkel Robert 70 Jahre alt wurde, übergab er den Hafen seiner Tochter. Wegen Unterspülung wurden dann 1962 die Kaianlagen abgerissen. In diesem Jahr pachtete der spätere SCUer Jochen Häwecker den Hafen. Dieser betrieb während der nächsten Jahre eine Bootswerkstatt und verwaltete den Hafen. 1968 wurde das Lokal vermietet, und zwei Jahre später erwarb eine bekannte Jachthandelsfirma die Hafenanlage mit Kajüte. Die Kajüte musste über die Jahre etliche Sturmfluten mit mehr oder weniger kleinen und großen Schäden überstehen. Es gab immer wieder Schäden an den Schwimmkörpern der gesamten Anlage. Im Winter 1981/82 entschließt sich die Firma, die Kajüte abzureißen, um eine neue zu bauen. Die Tanks werden ausgeschäumt und der gesamte Aufbau wird neu errichtet. Onkel Robert konnte das alles leider nicht mehr mit eigenen Augen begutachten, denn er war seit längerem nicht mehr in der Lage, aus seiner hochgelegenen Wohnung in Nienstedten zum Hafen zu kommen. Er verstarb am 8. Januar 1984 im Alter von 94 Jahren. Ihm sei Dank, was er den Seglern, Nienstedtenern, Flottbekern und Hamburgern hinterlassen hat.

Immer wieder werden Flickarbeiten an der Schlengelanlage durchgeführt. Durchgerostete Auftriebsfässer werden entweder ausgeschäumt oder durch Kunststofffässer ersetzt. Die Anlage ging immer mehr den Bach runter und immer mehr alte Lieger wanderten ab. Die Hafenstimmung war an einem Tiefpunkt angelangt. Was hinzu kaum, war aber auch die Tatsache, dass die Schiffe immer größer wurden und somit auch meist einen größeren Tiefgang hatten. Die Segler wanderten zum Hamburger Jachthafen ab, und zurück blieben achtzig Prozent Motorboote und eine handvoll kleinerer Segelboote. Einige treue Teufelsbrücker und SCUer hatten aber immer wieder versucht, etwas positives für den Hafen zu erreichen. Im Jahr 1989, einhundert Jahre nachdem die Firma Ch. Schlüter Tiefbau Nienstedten und Firma Johs. Heydorn, Baugeschäft in Klein Flottbek, den Hafen fertiggestellt hatten, gab es ein paar Aktivitäten, die an dieses Ereignis erinnern sollten. Elke und Bernhard Schmidt, die den Zustand des ihnen so lieb gewordenen Hafens bedauerten, entschlossen sich, diesen von der Jachthandelsfirma zu übernehmen. Mit Unterstützung einiger Getreuer sollte er wieder zu einem beliebten Anlaufziel werden.

Zunächst musste eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Die Bodenplatten vom Küchenschiff wurden auf einer Werft geprüft. Der erste Schock. Die Werft konnte keine Garantie für die Rückreise in den Hafen geben. Je umfangreicher die Untersuchungen an der gesamten schwimmenden Anlage wurden, desto schockierender wurden die Ergebnisse. Die Anlage war in einem verheerenden Zustand. Es wurde zunächst ein geeigneter Ponton gekauft, um eine neue Küche mit Kühlraum, Lagerraum und Sanitäranlage für das Kajütenpersonal zu bauen. Ein zweites Gebäude auf dem Ponton sollte eine Werkstatt, ein Hafenmeisterbüro und Sanitäranlagen mit Duschräumen für die Hafenlieger erhalten. Das alte Küchenschiff verblieb bis zur Fertigstellung des neuen Pontons im Hafen, um den Betrieb der Kajüte nicht zu sehr einzuschränken. Zu diesem Zeitpunkt übernahm ich die Aufgabe des Hafenmeisters. Eine meiner ersten Aufgaben war, die alten Schlengel an der Slipanlage aufzuschwimmen, um sie dann mit Brenngeschirr zu zerlegen. Inzwischen waren die ersten vierzig Meter Betonschlengel aus Schweden eingetroffen. Nach und nach wurden immer mehr alte durch neue ersetzt.

Aber es gab auch noch andere Probleme. 1994 war das Schwimmfähigkeitszeugnis für die Kajüte abgelaufen und es wurde wegen zu großer Mängel nicht verlängert. Die Kneipe musste also auf eine Werft. Zur gleichen Zeit wechselte auch die Bewirtung. Auf der Werft wurde nun eine ganz neue Terrasse angebaut und der Toilettenbereich mit einer Abwasserentsorgungsanlage ausgerüstet. Außerdem bekam der Schwimmkörper zwei Pfahlschlösser. Wir hatten während der Abwesenheit der Kajüte neue Dalben rammen lassen, weil der alte Abweisdalben bei extremem Hochwasser immer wieder aus seiner Verankerung riß. Das sollte aber noch lange nicht das Ende der hohen Kosten, die bis jetzt angefallen waren, gewesen sein. Schon ein Jahr nach diesen umfangreichen, aber dringend erforderlichen Erneuerungen kam ein neues Problem. Die letzte für die Containerschiffe der neuen Generation erforderliche Elbvertiefung verursachte eine bedeutend höhere Stromgeschwindigkeit, und diese sorgte dafür, dass Unmengen von Sand in den Hafen gespült wurden. Im Kajütenbereich sorgte der Sand für eine bedrohliche Schräglage des Lokals, die dann zu einem Ausfall des Entwässerungssystems führte. Wir entschlossen uns, ein zweites Mal die Kajüte auszuschwimmen. Danach ließen wir den Sand in diesem Bereich abtragen, und wir schütteten ein gerades Fundament aus Schlackesteinen von der Deutschen Affinerie, die auch im Uferbereich des Hamburger Hafen verwendet werden. Nun mussten auch noch die Übergänge zum Küchenponton neu gebaut werden. Es gab einfach kein Zurück. Bis hierher war dank der Familie Schmidt soviel bewältigt worden, daß an eine Aufgabe gar nicht zu denken war.

Bis zum Frühjahr 1998 hatten wir den Hafen soweit, dass man von einem erfolgreichen Abschluß reden konnte. Ich erinnere mich noch genau an einen späten Nachmittag im März. Es war gerade die neue Beleuchtung auf der Schlengelanlage installiert worden, als Herr Schmidt mich in seinem Hafen besuchte. Es war eigentlich etwas ungewöhnlich, daß er zu dieser Tageszeit und allein erschien. Er freute sich über den beeindruckenden Zustand der gesamten Anlage und fragte, ob denn nun noch etwas zu tun sei. Es gab an der Anlage absolut nichts mehr zu tun. Herr Schmidt verabschiedete sich mit einem freundlichen Handschlag und verließ den Hafen. Irgendwie war er nicht wie sonst. Schon bald danach erfuhr ich von seiner schweren Erkrankung. Am 2. Juni 1998 verstarb Bernhard Schmidt in seinem Haus am Elbhang. Alle Hafenlieger und Freunde des Teufelsbrücker Hafens waren zu tiefst erschüttert. Der Mann, der soviel für den Hafen getan hatte, kam nicht mehr.

Nun übernahm der Kreis seiner getreuen Mitstreiter die Geschicke des Hafens. Aber von dem Tag, an dem wir uns mal etwas zurücklehnen könnten, dürften wir wohl noch lange träumen. Seit Jahren bin ich dabei, mit eigenem Geschirr zu eggen. Weil dieses aber wegen der zunehmenden Versandung immer schwieriger wurde, musste noch ein Schwimmbagger her. Mit diesem Gerät konnte ich zunächst dafür sorgen, dass wenigstens die tiefgehenden Schiffe nicht mehr bei Niedrigwasser umfielen. Etwa sechzig Schuten Sand konnte ich so in einem November und zwei Märzmonaten eine Meile östlich am Nordufer verklappen. Das Problem der Versandung war aber nicht nur der Hafen allein, sondern auch die Zufahrt vom Hauptfahrwasser in den Hafen. Ich weiß nicht mehr, wie oft wir bei den zuständigen Herren vom Strom- und Hafenbau unseren Kummer vorgetragen haben, aber im Frühjahr 2004 schienen die Sterne für uns gut gestanden zu haben. Nachdem wir verkündet hatten zu beabsichtigten, den Hafen auf eigene Kosten von einer Firma ausbaggern zu lassen, bot uns der Strom- und Hafenbau Hilfe an. Damit die Firma ohne Wasserstandsprobleme in der Anfangsphase ein- und auslaufen kann, übernahm die Behörde die Ausbaggerung im Einfahrtsbereich. Zusätzlich spülte die „Akke“, ein Spülfahrzeug aus Wilhelmshaven, eine bei Niedrigwasser einen Meter tiefe Rinne von der Einfahrt bis ins Fahrwasser. Dafür sind wir den Verantwortlichen vom Strom- und Hafenbau sehr dankbar. Bis Ende März hatte die Firma Peters die Ausbaggerung des Hafens abgeschlossen. Es handelte sich hier um ein Sand- und Schlickgemisch von acht tausend Kubikmetern.

Teufelsbrück ist heute einer der schönsten Ausflugsorte und der Hafen mit Sicherheit einer der schönsten an der ganzen Unterelbe. Inzwischen ist auch einer von Bernhard Schmidt’s letzten Wünschen in Erfüllung gegangen. Der Teufelsbrücker Hafen ist heute eine Stiftung. Nach seinem Wunsch wurde sie nach dem Namen des ersten Gründers benannt: ROBERT KRÜMMEL GEDÄCHTNISSTIFTUNG.

(Erschienen in der Festschrift anläßlich des 75-jährigen Jubiläums des SCU am 30.10.2004)