Der Airbus auf dem Mühlenberger Loch

Es geschieht zwar nicht in Nienstedten direkt, beeinflusst dieses aber sehr, weshalb „im Dorf“ – und auch in dessen Umgebung – darüber heftig diskutiert wird. Nur Klarheit, was eigentlich wo und wofür geschehen soll, besteht meist nicht. Die Redaktion des Heimatboten hat sich daher erkundigt und gibt nachstehend die erworbenen Kenntnisse wieder:

Das Mühlenberger Loch wird gar nicht zugeschüttet. Ausweislich historischer Karten wäre das die Rinne gegenüber Blankenese, die das Wasser der Este zwischen den Sänden (Meyerssand und Schweinsand) freigehalten hat. Was jetzt zugeschüttet werden soll, war früher etwa der Neßsand, die „Verlängerung“ Finkenwerders zwischen Norder- und Süderelbe. Sie mußte vor dem Krieg einem Wasserflughafen weichen, von dem nach dem Krieg Berlin mit Kohle versorgt wurde. Das jetzige Biotop für Löffelenten, Wasserschierlingsfenchel, Stinte, Optimisten etc. war die Ausmündung der 1962 im Interesse der Sturmflutsicherheit abgedämmten Süderelbe. Wie die 20 % dieses Loches eingedeicht, aufgeschüttet und bebaut werden sollen, ist technisch äußerst interessant, würde aber diesen Kurzartikel sprengen.

Nun aber zum Wesentlichen, der Endmontage des A3XX (jetzt: A380). Seine Einzelteile werden überall in Europa produziert, u.a. auch einige zwischen Bremen und Hamburg. Letztere werden in Finkenwerder zu größeren Teilen zusammengebaut, so groß, daß sie auf dem Wasserweg weitertransportiert werden müssen (deshalb der für die Endmontage geforderte seeschifftiefe Anschluß, der auch in Rostock gegeben wäre – aber das ist ja weit weg). Diese großen Teile werden dann auf kurzem Wege durch den Kanal nach Bordeaux gefahren und von dort auf einem extra hergerichteten Landweg nach Toulouse verbracht.

Dort werden sie mit anderen Teilen aus ganz Europa zu einem noch größeren Gebilde zusammengesetzt, das über dem Mittelmeer auf Flugfähigkeit getestet wird. Dieser Apparat wird dann nach Finkenwerder geflogen (also keine Absturzgefahr für Teufelsbrück oder Neuenfelde) und dort „endliniengefertigt“, d.h. lackiert und möbliert. Erst dann ist der A380 fertig. Und auch schwerer. Er braucht also eine längere Startbahn. Daß dafür der gegenüberliegende Elbhang abgebaggert oder die Neuenfelder Kirche versetzt werden müßte (was beides technisch ebenfalls möglich wäre), ist aber (auch?) ein Aprilscherz!

Ul oder Nachtigall? Die Diskussion wird bisweilen sehr heftig geführt. Haben Sie bitte Verständnis dafür, daß der Rahmen dieses Internetauftritts eine Wiedergabe aller Positionen und des aktuellen Entwicklungsstandes nicht zuläßt. Das Internet bietet allerdings etliche Foren, denen sich weitergehende Informationen entnehmen lassen.

(Der Heimatbote 04/2001/HJG)